Unterwegs im Landkreis Meißen

Aktionsbus rückt Häusliche Gewalt in den Blickpunkt

Häusliche Gewalt ist in allen Schichten der Gesellschaft präsent und betrifft Menschen jeden Alters und Geschlechts. 240.547 Menschen sind 2022 in Deutschland Opfer Häuslicher Gewalt geworden – 8,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr (Quelle: Pressemitteilung Bundesinnenministerium zum Lagebericht Häusliche Gewalt, 11.7.2023). Oft geschehen die Taten im Verborgenen und bleiben für Außenstehende unsichtbar. Viele Opfer wagen den Schritt an die Öffentlichkeit nicht.

Ändern soll das ein neues gemeinsames Projekt der Gleichstellungs- und Seniorenbeauftragten der Stadt Meißen, des Kommunalen Präventionsrates der Stadt Meißen und des 2009 ins Leben gerufenen Netzwerkes gegen häusliche und sexualisierte Gewalt im Landkreis Meißen.

Als Kooperationspartner hat man sich dazu die Verkehrsgesellschaft Meißen VGM an Bord geholt. Ab sofort wird ein auffällig gestalteter "Bus gegen häusliche Gewalt" mindestens ein Jahr lang im öffentlichen Verkehrsgeschehen des Landkreises auf das Thema aufmerksam machen. Zu sehen ist auf dem Bus neben einem Frauenportrait hinter einer zerbrochenen Scheibe auch eine „Stop!“-zeigender Handabdruck sowie mehrfach der 116-016 Hilferuf gegen Gewalt an Frauen.

„Wir alle haben in der Öffentlichkeit schon Situationen erlebt, in denen Aggressionen zu eskalieren drohten oder Menschen bedrängt wurden“, so Oberbürgermeister Olaf Raschke bei der Präsentation des Busses am gestrigen Abend. „In solchen Situationen hilft es oft, wenn Umstehende aufmerksam werden und Hilfe organisieren können.“

Sichere Orte für Betroffene

Im Rahmen der Aktion "Gemeinsam gegen jede Gewalt!" will man deshalb sichere Orte für Betroffene schaffen. Den Anfang macht die VGM selbst, wie Geschäftsführer Jens Dehnert erklärt: „Wer in Not ist, der kann sich an unsere Busfahrerinnen und Busfahrer wenden. Sie erhalten spezielle Schulungen im Umgang mit kritischen Situationen und können über eine Leitstelle jederzeit Hilfe organisieren.“ Zudem sollen in Zukunft sichere Haltestellen definiert werden.

„Wir sind froh und stolz, dass wir dank vieler engagierter Menschen nun die Möglichkeit haben, mit großer Reichweite und Strahlkraft auf das Thema Häusliche Gewalt aufmerksam zu machen“, so Sabine Murcek, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Meißen.

Ein herzlicher Dank für die Unterstützung bei der Finanzierung des Busses richtet sich an den Präventionsrat der Stadt Meißen, die Stadt Meißen, die VGM und die Stadt Riesa.

Hintergrund und Ausblick

Am 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Aus diesem Anlass macht das Netzwerk gegen häusliche und sexualisierte Gewalt des Landkreises Meißen unter dem Motto "Gemeinsam gegen jede Gewalt!" alljährlich öffentlich auf das Thema aufmerksam. So war 2022 etwa eine Fotoausstellung zu den Emotionen der Betroffenen zu sehen und im ganzen Landkreis wurden orange Bänke mit entsprechenden Motiven aufgestellt.

Höhepunkt der Aktionsreihe in diesem Jahr ist ein Kinoabend am Dienstag, dem 28. November 2023 um 19 Uhr im Filmpalast Capitol Riesa, bei dem das französische Drama „Nach dem Urteil“ von von Regisseur Xavier Legrands gezeigt wird, das von Schuld, Vertrauensverlust und Gewalt in Trennungssituationen erzählt. Die Veranstaltung wird mit einer Kerzenaktion zum Thema Femizid in Deutschland verbunden sein. Der Meißner Landrat Ralf Hänsel wird ein Grußwort sprechen. Interessierte aus Meißen oder aus umliegenden Orten sind eingeladen, ein Zeichen gegen jede Form von Gewalt zu setzen und zur Veranstaltung mit dem „Bus gegen häusliche Gewalt“ nach Riesa fahren. Er startet 17.30 Uhr am Busbahnhof Meißen oder 17.35 Uhr ab der Altstadtbrücke am Kändlerbrunnen.

Das Netzwerk gegen häusliche Gewalt existiert seit 2009, mit Partnerinnen und Partnern aus dem Landkreis und überregional. Dazu zählen Beratungsstellen, Polizei, Staatsanwaltschaft, Vertreterinnen und Vertreter aus Recht und Politik, alle Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises, Kommunalvertretungen, und Vertretungen der Ämter. Traditionell ist die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises die Koordinatorin des Netzwerkes. Seit 2021 hat die Beratungs-und Interventionsstelle des Landkreises die fachliche Begleitung und Beratung des Netzwerkes inne. In Unterarbeitsgruppen werden fachliche Themen bearbeitet.