ArchitekTour

25 Baudenkmäler - Ein architektonischer Stadtbummel durch die Wiege Sachsens

Wir laden Sie herzlich ein zu einem architektonischen Stadtbummel durch die Wiege Sachsens.

Mittels häuserspezifischer QR Codes bieten sich faszinierende Einblicke in den Wiederaufbau Meißens als kulturhistorisches Kleinod - denn Meißen ist reich an wertvollen Zeugnissen deutscher Baukultur. Erfahren Sie dabei mehr über die Geschichte ausgewählter, kulturhistorisch besonders bedeutsamer Altstadthäuser, die durch das denkmalpflegerische Engagement von Bund & Land, aber auch privater Bauherren und Vereine in den letzten Jahren wieder zu neuem Leben erweckt werden konnten - oder noch immer darauf warten.

Kleinmarkt 10

Autor: Dr. Claus-Dirk Langer - Architekt & Stadtplaner Meißen

Renaissancehaus mit gut erhaltenem Sitznischenportal. 1607 als Haus eines Bäckers errichtet und 300 Jahre als Bäckerei genutzt. Saniert 1996.
Der prächtige, zweigeschossige Volutengiebel wurde fast originär erhalten, die Obelisken wurden 1997 dabei hinzugefügt. Die Fassade wurde nach einer historischen Farbfassung um 1600 restauriert. Die segmentbogengewölbten Fenster im Erdgeschoss stammen aus dem 19. Jh., während die gedrungenen Fenster im Obergeschoss noch dem 16. Jh. zugeschrieben werden könnten.

Weitere Informationen

Das Eckhaus mit einem Obergeschoss und einem hohen, zweigeschossigen Volutengiebel sowie einem gut erhaltenen Sitznischenportal ist heute ein Schmuckstück am Kleinmarkt. Das mit nur zwei Geschossen eher bescheidene Haus gewinnt durch den hohen Giebel wesentlich an Dominanz und kann sich so neben der teils im 19. Jahrhundert entstandenen höheren Bebauung des Kleinmarktes behaupten. Die segmentbogengewölbten großen Fenster des Erdgeschosses stammen aus dem 19. Jahrhundert, während die der Obergeschosse mit ihrem gedrungenen Format durchaus noch dem 16. Jahrhundert angehören könnten, wofür auch die Profilierung der Gewände spricht. Das Mauerwerk im Bereich der Marktfassade ist ungewöhnlich stark und könnte der Rest eines Vorgängerbaus sein, ebenso wie der Keller, der sich nur unter der nördlichen Hälfte des Hauses erstreckt. Der prächtige Volutengiebel ist fast vollständig im Original erhalten - lediglich die den Giebel schmückenden Obelisken sind bei der Sanierung 1997 hinzugefügt worden. Das Sitznischenportal ähnelt dem der Görnischen Gasse 40, trägt aber in der Schlusskartusche eine einem Steinmetzzeichen ähnelnde Hausmarke, eine Brezel mit Krone sowie die Bezeichnung "H. G. 1607".

Das Renaissancegebäude wurde 1607 vermutlich als Haus eines Bäckers errichtet und diente auch über 300 Jahre als Bäckerei. Backstube (im Erdgeschoss) und Vorratsräume (Mehlkammer im Obergeschoss) lagen dabei im abgewinkelten Nebengebäude. Im 19. Jahrhundert wurden die Fenster verändert, 1913 der verputzte Backsteingiebel erneuert und noch 1924 ein damals moderner Dampfbackofen eingebaut. 1952 fand jedoch ein kompletter Umbau statt - keine der heutigen Innenwände sind noch original.

1991 startete man in dem leer stehenden Gebäude zunächst mit eingehenden denkmalpflegerischen Untersuchungen. Obwohl 1952 das Innere des Hauses völlig umgestaltet wurde, konnte an Hand aufgefundener, sekundär verbauter Bretter ermittelt werden, dass sich im Haus einst eine schlichte, unbemalte Holzbalkendecke aus der Renaissance befand. Auch an der Fassade wurde man fündig, obwohl vom historischen Putz nur wenig erhalten war. Die wenigen Reste verrieten, dass die Putzflächen der Fassade in einer ersten Fassung einst einen grauen Farbton besaßen und die Fensterfaschen und sonstige Gliederungselemente gelblich-weiß gefärbt waren. Zusätzlich wurde eine Trennung zwischen den Farbflächen durch schwarze Linien vorgenommen. Diese historische Farbfassung aus der Zeit um 1600 wählte man als Grundlage für die Restaurierung der Fassade.

1992 wurde das Haus eingerüstet. Bei der anschließenden Sanierung wurde es im Innern zu einer Gaststätte umgebaut und die Außenhülle des Gebäudes bis Ende April 1997 im Originalzustand der Renaissance wieder hergestellt.